Compactor {The Machine} |
|||||||||
|
|||||||||
interaktives Objekt 1998 1 TV-Monitor; |
|||||||||
"Die Fernseher befanden sich in dunklen Zellen und davor standen Hunderte und warteten geduldig auf den Augenblick, in dem sie zum ersten Male fernsehen sollten. Unter ihnen wartete ich auch und wurde immer nervöser. Was ich 45 Jahre erdacht hatte, sollte ich nun erstmals wirklich sehen. Endlich war ich an der Reihe und ich trat ein - ein dunkles Tuch wird zur Seite geschoben, und nun sehe ich vor mir eine flimmernde Lichtfläche, auf der sich etwas bewegt. Es war nicht viel zu erkennen." (Paul Nipkow, anläßlich der 5. Deutschen Funkausstellung, 1928, Berlin)
Als der Techniker Paul Nipkow - 68-jährig - erstmals ein mittels seiner 40 Jahre zuvor erfundenen Lochscheibe übertragenes Fernsehbild sah, war es für ihn nichts weiter als ein zumindest unzulänglicher Versuch, "ein am Orte A befindliches Object an einen beliebig anderen Ort B" realitätsnah und wirklichkeitsgetreu "sichtbar zu machen." Alles was er sah, war ein grauschleiriges, lichtschwaches, diffuses Flimmern. Ein durch Unzulänglichkeiten der Technik verunglücktes abstrahiertes Abbild der Realität, daß mehr eine experimentelle, visuelle Erfahrung als ein zukünftiges Massenmedium zu sein schien. Heute, nach unzähligen Fortschritten und Weiterentwicklungen der Technik ein unvorstellbares Ereignis. Das Fernsehen ist von der technisch unzulänglichen "Abstraktionsmaschine" zur technisch perfekten "Reproduktionsmaschine" einer universalen Realität geworden. Eine Maschine, die unter Ausnutzung der Trägheit des menschlichen Auges, Erlebnisse der Wirklichkeit simuliert und seine eigenen Gesetzmäßigkeiten und Regeln bezüglich seiner Rezeption entwickelt hat. Fernsehen scheint heute genauso unverzichtbar wie das elektrische Licht oder der Omnibus; es ist ein nützliches Ding; es bietet Information, Spaß und Spannung. Es ist Nachrichtenpool, Zerstreuungskiste, Spielzeug und Lagerfeuer - aber eins ist es nicht mehr: Fetisch. Die Kiste ist nur noch Kiste - und kein Symbol, kein Mirakel und kein Zauberkasten mehr, der pausenlos Bilder produziert, auf die die Erinnerung keine Antwort findet. Die Installation "COMPACTOR {The Machine}" ist eine Reminiszenz und Weiterentwicklung des Fernsehens zugleich. Während die räumliche Situation und der Aufbau an längst vergangene Tage des Fernsehens mit öffentlichen Fernsehstuben erinnern, bezieht sich die Programmstruktur auf die zukünftige Digitalisierung der Fernsehtechnik, in dem verschiedene Fernsehbeiträge jederzeit abrufbar sind. Mittels unterschiedlicher, zeitlicher Komprimierung verliert das einzelne Fernsehbild durch seine Überlagerung mit zeitlich versetzten Bildern an Gewicht und beschreibt für jedes Fernsehgenre und jede Komprimierungsstufe ein neues "Gesamtbild", das den Bilderfundus des Zuschauers aufwirbeln läßt. Es erscheint wie eine Störung und ergibt nur dann einen Sinn, wenn es mit dem eigenen Speicher mit persönlicher Zugriffsberechtigung decodiert und in das Archiv des Gedächtnisses aufgenommen wird. Ein Mirakel mit persönlicher Zauberformel und möglicherweise ein archaisches Fernsehform-vokabular. |
|||||||||
![]() |
|||||||||
Programme 1-12
01}- Sport |
Speed 1-5 (zeitl. Komprimierung)
1}- 1500 - Die Minute in einem Frame |
||||||||
|
|||||||||
Aufführungen: |
|||||||||
![]() Kanal 9 (soap); Speed 3 |
![]() Kanal 7 (late night); Speed 4 |
||||||||